Bericht von Frau Seilacher
Veranstaltung „Tipps und Tricks zur Anlage und Pflege von Blühwiesen“ am 21.02. im Rathaus
Erfreulich viele Interessierte waren gekommen, darunter zahlreiche Mitarbeitende des Bauhofs sowohl von Bad Liebenzell, als auch von Schömberg und Unterreichenbach.
Bürgermeister Chiari und Dr. Roland Borowka vom Arbeitskreis „Natürliche Lebensgrundlagen“ begrüßten und stellten den Referenten Manfred Kraft von der Initiative „Blühende Heimat“ vor.
Herr Kraft zeigte eindrucksvoll auf, wie dringlich Anlage und Pflege städtischer und privater Wiesen und Gärten verändert werden müssen, um das Insektensterben zu stoppen. Nach der einzigen bisher in Deutschland vorliegenden Landzeitstudie des Entomologischen Vereins Krefeld haben wir 76% der Biomasse fliegender Insekten (Fliegen, Käfer, Schmetterlinge, Wildbienen und viele andere) von 1990 bis 2017 eingebüßt.
Das Drama des Insektensterbens nahm seinen Anfang mit der Flurbereinigung in den 70iger Jahren und dem Umbau unserer Landwirtschaft zu betriebswirtschaftlich wettbewerbsfähigen Höfen. 97% unserer Heuwiesen verschwanden und damit auch der Lebensraum aller Wiesenbewohner. Durch das Insektensterben sind in der Folge etwa 50% der Feldvögel verschwunden. Besonders betroffen sind davon Insektenfresser wie Braunkehlchen und Feldschwirl. Die Vögel sind auf die Insekten als eiweißhaltiges Futter für ihre Brut angewiesen.
Ansätze zur Rettung der Insekten aus dem Vortrag von Herrn Kraft:
- Öffentliche und private Wiesen maximal 3 x im Jahr mähen, nicht mulchen und das Schnittgut abtransportieren, um Kräuter zu fördern.
- Bestehende Graswiesen eggen und zertifiziertes Regiosaatgut von Kräutern zwischen die Gräser säen.
- Nur gebietsheimisches Saatgut wie zertifiziertes Regiosaatgut (VWW-Saatgut) verwenden. Bestimmte Wildbienen wie z. B. die Glockenblumen-Scherenbiene brauchen spezifische Pflanzen, ohne die sie nicht überleben können.
- Über 50% der Wildbienenarten sind Bodenbrüter, derentwegen Wiesen nicht tief umgebrochen werden sollen.
- Über 20% der Wildbienen nisten in Totholz und Pflanzenstängeln, deshalb Totholz liegen und Stängel über den Winter stehen lassen.
Der Arbeitskreis „Natürliche Lebensgrundlagen“ wird zu weiteren Veranstaltungen einladen, um die Bewohner von Bad Liebenzell und Umgebungzu informiere n.
Ingrid Seilacher